Irina – „Wir Frauen bringen einen gewissen Ausgleich mit“

Reggae hat über die Jahre viele grosse weibliche Artists hervorgebracht, von Sister Nancy über Marcia Griffiths, Tanya Stephens und Lady Saw bis Queen Ifrica, Spice oder Jah9 - die Liste ist lang und vielfältig. Wie in allen anderen Musik-Genres sind Female-Artists nach wie vor in der Unterzahl und müssen sich oft auch mehr beweisen als ihre männlichen Kollegen. Umso mehr freut es uns, mit Irina eine Sängerin und starke Frau aus der Schweiz vorzustellen, welche sich keines Vergleiches scheuen muss. Reggaenews hat mit der sympatischen Bielerin ein paar Worte zu ihrer brandneuen Single "Love Detective" gewechselt.

Reggae
InterviewIrina

 

Hi Irina! Danke für Deine Zeit. Wir kennen Dich als Sängerin mit Deiner Band „The Souls“, dem Project „Irina & Jones“, als Backing Vocalist von Cali P und von Deinem Auftritt mit Deiner Schwester Caro am „Royal Reggae Fest“. Stell Dich doch bitte unseren LeserInnen kurz vor.

 

Hi! Ich bin Irina Mossi, 27ig und habe schweizerische und kongolesische Wurzeln. Meine Familie hat einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Meine Liebe zur Musik hat sich in meinen jüngsten Jahren entfacht: mein Vater war Leadsänger einer kongolesischen Band, meine Mutter sang in einem Jazzchor und meine Schwester Caroline und ich wurden bereits früh mit Musik aus verschiedensten Musikrichtungen wie Soul, Gospel, Jazz, Reggae uvm. konfrontiert. Meine ersten musikalischen Erfahrungen machte ich im Jugendjazzchor im Bieler Konservatorium, anschliessend schloss ich mich einer Gospelgruppe (GloGospel) an, wobei ich Soloparts übernahm. Dadurch getraute ich mich langsam aber sicher, das Mic selbst in die Hand zu nehmen und mein Inneres durch Gesang preiszugeben.

Wie du sagst bin ich aktuell mit meiner Band „Irina & The Souls“ und im Duo „Irina & Jones“ live unterwegs und geniesse es, Covers und eigene Lieder mit dem Publikum zu teilen. Nebst diesen soulig-groovigen Projekten kommt meine Liebe zum Reggae nicht zu kurz, wie es z.B. „Love Detective“ zeigt. Ich habe zudem das Privileg als Backingvocalist mit meiner Schwester mit Cali P auf internationalen Bühnen zu stehen.

 

Nebst meinen zahlreichen Erlebnissen durch und mit Musik liebe ich es zu Reisen, neue Orte, Landschaften, Kulturen, Sprachen und Menschen kennenzulernen. Es gibt für mich wenig Spannenderes als mich mit Menschen aus einer anderen Kultur auszutauschen und mich somit selbst zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Ich würde zudem von mir selbst aussagen, dass ich eine gottesfürchtige und spirituelle Person bin.

 

Als ich Deine Single „Love Detective“ vor einem halben Jahr zum ersten Mal per WhatsApp erhalten habe, war ich gleich beindruckt vom internationalen Klang der Produktion. Du hast dafür mit Leuten wie Benup Franklyn, Micah Shemaiah und auch Blvk H3ro gearbeitet, der mit Dir den Tune geschrieben hat. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Und warum hat das Release eigentlich so lange gebraucht?

 

Ich lernte Benup Irving Franklyn und Micah Shemaiah durch meinen alten Freund Prince Theo kennen. Theo war vor ca. 10 Jahren in der Schweiz und in Europa auf Tournee. Als ich dieses Jahr auf Jamaica war, begleitete ich ihn zu Micah’s Studio. Theo liess es sich nicht vorenthalten ihnen ein YouTube-Video mit meiner Schwester, welches wir im Jahr zuvor in Kingston JA aufgenommen hatten, zu zeigen (Youtube). Es gefiel ihnen und so kam unsere Collab zustande. Blvk H3ro lernte ich dann auf meiner Reise auch kennen. Da ich den Riddim, der „Robbery“ heisst und von Benup ursprünglich in den 70er Jahren produziert wurde, gleich zugeschickt bekam, wollte ich den Song auch noch auf der Insel recorden. H3ro half mir dabei.

 

Du hast recht, es dauerte echt eine Weile bis zum Songrelease. Leider gibt es keine ehrlichere Antwort darauf als: ich musste zuerst lernen was es bedeutet, einen Song zu releasen und habe angefangen, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzten. Dann dauerte es eine Weile, bis wir uns für ein Coverfoto entschieden und auch die Bearbeitung wollten wir in Auftrag geben. Ich habe es dann selbst kreiert – leider erkennt man auch, dass es nicht von professioneller Hand abstammt (lacht)… Die Kommunikation zwischen Benup und mir blieb zwar konstant, die Zeit verging jedoch so schnell, bis irgendeinmal entschieden wurde, dass der Song jetzt releast werden sollte, auch ohne „professionelles“ Coverfoto.

Unterdessen durfte ich den Tune bereits bei Cali P’s Shows am Summerjam in Köln, am Rototom in Spanien und am Keep it Real Jam in Pfullendorf, Deutschland performen. Ich erhielt gute Resonanz und bin Cali sehr dankbar dafür!

 

Dein Tune hat diesen angenehmen Retro-Vibe, der Riddim erinnert an die guten alten Rub-a-Dub Days. So muss Liebe tönen! Welche Musik hörst Du privat? Verfolgst Du auch die aktuelle Reggae-Szene? Falls ja, welches sind die Artists, welche Dich inspirieren?

 

Ich höre allerlei Musik. Alles was mich berührt und mich zum grooven bringt läuft über meine Kopfhörer und Lautsprecher.

Ja, meine Liebe zum Reggae ist gross. Sie wurde mir ja auch ein bisschen in die Wiege gelegt. Phhuu… es gibt so viele verschiedene Richtungen, Meinungen und Messages im Reggae. Am Meisten inspirieren mich soulige Reggae-Produktionen und SängerInnen, die dir eine gewisse Lebensweisheit mitgeben. Ich mag aber auch Partytunes, zu denen man einfach tanzen kann. Von Tarrus Riley über Damian Marley und Shuga bis hin zu Randy Valentine… Meine Playlists sind lange.

 

Was würdest Du jungen weiblichen Artists mit auf den Weg geben?

 

Mir fällt immer mehr auf, wie wichtig die weibliche Präsenz in einem männerdominierten Milieu ist. Wir Frauen bringen einen gewissen Ausgleich mit, sind einfühlsam, weich und liebend. Das heisst nicht, dass wir dadurch schwächer sind. Ich bemerke stark, dass wir diese gewisse Magie mit uns bringen und eine Frau in einer Männergruppe den Vibe harmonisch beeinflussen kann. Ich möchte jeder jungen Artistin mitgeben: glaube an deine Fähigkeiten.

 

„Love Detective“ ist schon mal ein grosses Versprechen. Was dürfen wir von Dir in Zukunft erwarten? Können wir uns auf ein Reggae-Album freuen?

 

Nebst den Live-Auftritten mit Irina & The Souls und mit Jones und Aufnahmen in diesem Musikstil, sind einige Projekte in Planung. So möchte ich zurück nach Jamaica. Es ist auch geplant, weiterhin mit Benup zu arbeiten. Auch mit meiner Schwester Caroline wird es Neues geben. Ich freue mich auf die nächsten Abenteuer. Ihr dürft euch mitfreuen! (lacht)

 

Du hast das letzte Wort!

Auch wenn das jetzt kitschig klingen mag…! Lebt die Liebe. Sagt euren Liebsten, dass ihr sie liebt. Verzeiht. Wir brauchen einen stärkeren Geist der Solidarität und gegenseitigen Support. Danke an ALLE die mich auf meinem Weg begleiten.

 

Irina – Love Detective ist ab sofort auf iTunes, Spotify und allen digitalen Plattformen erhältlich.