Wah Gwaan Cookie the Herbalist?! – Ein Jahr zwischen Namen wie Ed Sheeran oder Lee Perry…

Oft ist es gar nicht so einfach dem Langenthaler Reggae Artist Cookie The Herbalist zu folgen. Sein letztes Konzept-Album ist nämlich bereits einige Jahre her und man kann sein Schaffen nur verfolgen wenn man regelmässig seine Facebook Wall checkt und seine in der ganzen Welt verteilten Single- und Video-Produktionen, sowie seinen Berichten über internationale Live-Shows, folgt.
Wir haben mit Cookie auf sein vergangenes Jahr zurückgeschaut und für Dich einige der wichtigsten Meilensteine zusammengefasst.

Reggae
Cookie The HerbalistWah Gwaan

Iray, Reggaenews.ch: Cookie, danke nimmst du Dir kurz Zeit für dieses Interview.
Dein letztes Album „Cookiebox“, welches eine Compilation von einzelnen Single- und Riddim-Songs war, wurde Anfang 2016 veröffentlicht.
Man könnte sagen, eine Momentaufnahme des damals aktuellen Schaffens von Cookie the Herbalist.
In dem Jahr geschah aber wieder so vieles, dass die Cookiebox schon fast wieder „alt“ erscheint und man mit Deinen Singles die seither rauskamen könnte locker nochmal 1-2 Cookieboxen füllen.

Cookie The Herbalist: Danke Reggaenews.ch für euer Interesse an meinem musikalischen Schaffen. Haha, ja du hast vermutlich Recht. Ich könnte schon wieder ein bis zwei „Cookieboxen“ mit Songs füllen. Lieber wärs mir aber wieder einmal die Zeit und die richtigen Leute für ein neues Album zu haben. Deshalb halte ich meinen Namen und meine Stimme bis zum nächsten richtigen Konzeptalbum mit Singles und Live-Shows aktuell und relevant.

 

Iray, Reggaenews.ch: Auch 2017 hatte deine Musik enorme internationale Austrahlung, welche in der Schweiz selbst allzu oft unterschätzt oder erst gar nicht wahrgenommen wird. Erst kürzlich bist du aus Griechenland zurückgekehrt…

Ja genau! Es war mir eine Freude ein paar der letzten Tage des Jahres in Athen zu verbringen, die letzte Show in Athen hatte ich vor fünf oder sechs Jahren. So war die Freude umso grösser in der ‚Red Sea Reggae Bar‘ (Griechenlands no. 1 Reggae-Location) einzuheizen.

 

Iray, Reggaenews.ch: Und dann warst du auch noch auf Tour durch Holland, Dänemark, Belgien und England mit Lee Scratch Perry. Nicht nur ein musikalisches Vorbild, sondern auch ein Freund von Dir. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Lee Perry und das Touren?
Cookie The Herbalist: Haha.. eine Antwort: Wenig Schlaf! (lacht)
Vor allem weil ich ja nebst dem musikalischen Treiben, auch ‚around the clock‘ vom ewig junggebliebenen Lee auf Trab gehalten wurde und teilweise auch schon fast als Tour Manager zu fungieren schien.
Spass bei Seite: Es war mir eine grosse Ehre wie auch Freude, Lee auf einer seiner Tours zu begleiten! Da wir uns schon Jahre kennen und wissen wie miteinander umzugehen ist, war der Vibe gut und entspannt… und – as usual – in guter alter Perry-istischer Weise crazy!
Das einzige was nach der ersten Woche langsam etwas kraftraubend war, war der tägliche Run zum nächsten Flughafen, ins nächste Land, in die nächste Stadt, ins nächste Hotel. Die gleiche Prozedur jeden Tag für 3 Wochen am Stück. Und wenn du bedenkst dass der 81 jährige Lee dies in den letzten 60 Jahren fast täglich tut und dann Abends auch noch um die 2-3 Stunden Stages rockt und mehrere tausend Leute unterhält… Hut ab auf jeden Fall!

 

Iray, Reggaenews.ch: Wie reagierte das internationale Lee Perry Publikum auf den vergleichsweise jungen Cookie the Herbalist?
Die Response war gut und seine Fans, von denen erfreulicherweise ja auch viele unseren gemeinsamen Song „EAZE!“ schon kannten und teilweise auch unsere gemeinsame Social Network Follower sind, kannten meinen Namen ja schon und hier und da gab es sogar lokale Cookie Fans welche sich bei den Shows blicken liessen. Auch die, welche mich vielleicht das erste Mal singen hörten, gaben dankend Applaus und Forwards. Schönes Gefühl. Der Ablauf der Shows war jeden Abend anders, manchmal sang ich schon ein paar Songs vor Lee’s Auftritt auf Mad Professor’s Ariwa Sound. Manchmal rufte mich Lee (völlig unerwartet) wieder auf die Bühne um mit ihm zu singen und/oder ihm einen Spliff zu bringen etc. Manchmal beendeten wir die Shows zusammen, manchmal performten wir mitten im Set „EAZE!“ um den Song dem internationalen Publikum vorzustellen und näher zu bringen. Ich konnte von der Legende auch erneut viel wissenswertes lernen. Danke!

 

Iray, Reggaenews.ch: Wenn wir schon bei der internationalen Ausstrahlung deiner Musik sind: Vermehrt gibt’s ja auch Feedback aus Afrika… Was bedeutet Erfolg und Feedback aus Afrika für Dich als Reggae-Musiker?
Ja tatsächlich kann ich mich auch über eine stetig wachsende Hörerschaft in Afrikanischen ländern wie Kenya, Zimbabwe, Südafrika und anderen erfreuen.
Es ist schön zu sehen wie Leute dort an Partys sogar noch super auf recht alte meiner Songs abgehen und diese noch immer voll abfeiern. Ich kriege auch viele Dubplate-Anfragen von afrikanischen Soundsystems… Jetzt fehlen einfach noch die Shows auf dem Mutter-Kontinent. Was leider oft Budget-mässigen Hindernissen unterliegt.
Auch schön zu wissen ist, dass meine Videoclips im kenianischen Musikfernsehen WERU TV Dauergäste sind.
Als Reggae und besonders als Rasta Artist ist es natürlich für mich eine grosse Ehre zu wissen, dass meine Werke in der „Wiege der Menschheit“ in „Zion“ so gut ankommen und dass meine Lyrics dort tatsächlich auch noch Leuten Lebenskraft und Lebensfreude schenken. Give Thanks Mama Afreeca!

 

Iray, Reggaenews.ch: Und wir könnten diese Liste von internationalen Feedbacks noch weiterführen… Zusammenarbeit mit Produzenten und Labels aus Jamaika, Featurings auf einem TV-Sender in Antigua, Videoclips auf dem jamaikanischen Fernsehen und Radio-Airplay in der ganzen Welt. Nicht zuletzt dank Deinem enormen Output. Alleine für dieses Jahr, welches erst grad ein paar Tage alt ist, gibts schon drei Singles welche zwischen Holland, Jamaica und der Schweiz entstanden sind. Woher holst du die Inspiration für eine solch grosse Anzahl Songs?

Cookie The Herbalist: Naja die Inspiration ist eigentlich überall. Man muss Inspiration nur zulassen. Meist ist es ein Riddim, der mich inspiriert. Es kommen dann Melodien… plötzlich entstehen Wörter zu den Melodien… man fängt an vor sich hin zu singen… hat man ne Punchline, fängt an was hinzukribbeln… kribbelt weiter.. summt weiter… singt weiter bis zum fertigen Song… Manchmal entstehen Songs auch über Nacht in meinem Kopf und ich versuch die Ideen am nächsten Tag auf Papier zu bringen. Natürlich gibt es auch Orte wie z.B. auf Jamaika, wo ich besonders gerne neue Lieder schreibe und die Inspiration ziemlich gross ist. Aber dann kann es auch sein, dass die selbe Inspiration auch bei mir im Wohnzimmer zu Besuch sein kann… Also man packe die Inspiration wenn sie vorbeikommt!

 

Iray, Reggaenews.ch: Eine dieser neuen 2018-Singles kommt aus Holland. Die Kombination mit Nienke Crijns. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Cookie The Herbalist: Im 2016 hab ich Nienke zufälligerweise in Jamaica kennengelernt. Kurz danach hat sie mich für diese Combination angefragt. Der Riddim und die Idee gefielen mir und es entstand ein Ohrwurm.

 

Iray, Reggaenews.ch: Zwei weitere neue 2018-Singles entstanden in Jamaika. Die eine mit dem Label von Perfect Giddimani und die andere mit einem weiteren jamaikanischen Label: Yard 127 Productions. Du trittst somit neben diversen anderen jamaikanischen namhaften Artists auf. Ein sehr begehrter Platz, für viele Reggae Artists weltweit.
Wie kam es dazu, dass du wiederholt auf jamaikanischen Produktionen zu hören bist?

Cookie The Herbalist: Ja das ist erfreulich! Meine Name ist halt schon eine rechte Weile da und meine Musik hat seine Runden um den Erdball gemacht… Auch durch das touren und durch Shows lernt man diverse Leute kennen. So ergibt es sich glücklicherweise auch, immer mehr internationale wie auch jamaikanische Riddims zu voicen und meine Songs neben grossen Namen des Genres wiederzufinden. Was zum Einen auch eine gute ‚Werbung‘ ist. DJs hören sich eine neue Riddim Selection an und – nach sagen wir mal Sizzla und Errol Dunkley – kommt dann auf dem selben Riddim noch Cookie The Herbalist. Sie werden so auf mich aufmerksam und suchen nach mehr Cookie The Herbalist Songs. Dies führt wieder zu neuen Shows, Aufträgen und Connections.

 

Iray, Reggaenews.ch: Letzte Woche wurde dein Song Never Stop vom Jahr 2015 sogar Song der Woche von 20Minuten Ticino. Nur eines der vielen Beispiele für die Langlebigkeit von Musik oder auch davon dass gute Musik manchmal Zeit braucht sich zu entfalten.
Wie stehst du allgemein zu der offensichtlichen Kurzlebigkeit vom Musik-Business?
Bedeutet ein solch enorm grosser Output nicht automatisch Kurzlebigkeit? Oder braucht es heutzutage einen riesigen Output um „aktuell“ und in Erinnerung zu bleiben?

Cookie The Herbalist: Interessante Frage… Leider leben wir in einer viel zu schnelllebigen Zeit. Dies spüren auch die Musik und folglich auch die Artists.
In einer Zeit wo Labels nicht mehr wirklich in den Aufbau ihrer Artists, sprich Marketing, Alben, Videos etc. investieren können bleibt vielen Künstlern fast nur noch übrig ihren Namen durch viel Output, vielen Songs und vielen Voicings präsent zu halten. Ich versuche auch trotz vieler voicings mein level immer relativ hoch zu halten. Aber es gibt im Dancehall leider auch vermehrt Produktionen in denen sich dieses ’schnell abliefern’ teilweise nicht so rosig wiederspiegelt. Glücklicherweise gibt’s auch immer noch Artists welche es, trotz grossem Output immer noch schaffen qualitativ gute Songs und Produktionen abzuliefern.
Wiederum bin ich oft auch der Meinung, dass gute Songs kein Verfallsdatum haben und somit zeitlos sind. Daher lohnt es sich, genug Zeit und Liebe für die Produktionen zu investieren. Gutes Beispiel ist genau auch „Never Stop“. Der Song ist jetzt 3 Jahre alt und bekommt trotzdem wieder Rückenwind!

 

Iray, Reggaenews.ch: Ein weiterer Song, der definitiv länger in Erinnerung bleiben wird ist der Song „EAZE!“ mit Lee „Scratch“ Perry.
Der Song hat es auf eine Compilation geschafft, die letzten Monat rauskam. Eine Compilation mit dem Titel „Tropical House Cruises to Jamaica“, wo auch Namen wie Ed Sheeran oder Sean Paul drauf zu finden sind…

Cookie The Herbalist: Yes sir! A hit chune dat, long time mi done tell unu!
„Eaze!“ erschien samt farbenfrohem, humorvollem Videoclip im August 2017 und schlug relativ hohe Wellen!
Vor einiger Zeit wurde ich vom US label ‚Amada Records‘ und dem jamaikanischen Sublabel ‚Contractor Music Group‘ angefragt ob sie den Song für erwähnte Compilation gebrauchen können.
Und so kommt es nun, dass mein Song mit Uncle Lee nebst Superstars wie Ed Sheeran, Wyclef, Sean Paul, Chronixx, Sean Kingston, Stephen & Damian Marley, Sizzla, Capleton, Morgan Heritage u. a. zu hören ist.

 

Iray, Reggaenews.ch: Wie fühlt es sich an an der Seite von einigen der grössten Namen des Reggae/Dancehall und sogar Pop-Business auf einem Album zu sein?
Cookie The Herbalist: Es ist mir eine Ehre! Und ich hoffe sehr, dass dies auch etwas helfen wird meiner Karriere einen erneuten, langverdienten Push zu geben…! Die Chancen für die ganze Compilation sowie dem song „EAZE!“ sogar noch in die Billboard Charts zu kommen stehen scheinbar ziemlich gut.

 

Iray, Reggaenews.ch: Die Compilation soll eine Brücke schlagen zwischen dem umstrittenen Begriff Tropical House und dem ursprünglichen Reggae. Was hältst du von dieser musikalischen Entwicklung von karibischen Rythmen in der Pop Musik?
Cookie The Herbalist: Reggae und Dancehall Einflüsse gibt es in anderen Genres und bei Pop Superstars schon lange zu hören. Ich finde dagegen kann auch nicht viel gesagt werden, solange es in einer ‚realen‘ Weise und in einer kulturwürdigenden Art gemacht wird. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass so das Interesse für Reggae und Dancehall bei einer neuen Hörerschaft geweckt werden kann und der ein oder andere Jugendliche sich plötzlich doch noch mehr für unseren Sound statt für abgeklatschten Mainstreambrei zu interessieren beginnt.
Zum Begriff „Tropical House“ : Man könnte es ruhig nennen was es ja eigentlich ist… Dancehall Musik.. up to the time – Dancehall Musik.

 

Iray, Reggaenews.ch: Cookie auf dieser Compilation und vielleicht schon bald in den Billboard Charts: Ein internationaler Meilenstein für Cookie’s Karriere?
Well you know.. I leave it to Jah… but a man mus do what a man mus do! Das ist meine Reise! TO THE WORLD!