„Starke Stimme und fette Produktion“ – Review des Pedestrians Mini-Albums „Flavour“

Nachdem der Großteil unserer Redaktion nach eigener Aussage befangen ist, habe ich als Wahlschweizer die Ehre die neue EP des momentan wohl heißesten Reggae-Ska-Pop-Crossover Acts der Schweiz zu besprechen. Deswegen auch die leichte Verspätung...

ReggaeSka/Rocksteady
FlavourPedestriansReview

Leider hat mir als Pedestrians-Novizen die Plattenfirma kein Infosheet zur Verfügung gestellt, weswegen ich mal ein paar Hardfacts recherchiert habe: Die fünfköpfige Offbeat Boygroup kommt aus Baden, spielt nach meinen Informationen seit geraumer Zeit vor ausverkauften Häusern, sowie den namhaftesten Open-Airs in der gesamten Deutschschweiz und darüber hinaus. Sogar ein Auftritt am Montreux Jazz Festival 2017 und diverse Auslandsgastspiele zieren ihre Live-Historie. Außerdem hat die Truppe einige sehr coole Musikvideos veröffentlicht, die ihr euch hier anschauen könnt.

Flugs also die neue Scheibe eingelegt und mich von den sieben Tracks überraschen lassen. Da geht es gleich mal ordentlich zur Sache mit der Single „Material“. Eine wild wippende Partynummer im EDM-style, die sicherlich jede Hütte abreisst. Sänger Mike klingt angenehm nach Patrice und irgendwann findet die Nummer in einen deeskalierenden Reggae-Beat und hält auch den Puristen bei der Stange. Der wird dann belohnt mit der nächsten Nummer „Is It Love“, einer wunderschöne Reggae-Ballade, die man durchaus auch von den amerikanischen Kollegen SOJA oder Stick Figure erwarten würde. „Come With Me“ setzt die entspannte Stimmung fort um dann mit „Free At Last“ die Riddim-Schraube wieder etwas anzuziehen. Bei diesem Tune wünscht man sich direkt auf ein Sommer Open-Air oder in den Endless Summer, wo man keine Krankenversicherungen oder mühsame gesellschaftliche Verpflichtungen braucht, sondern nur ein Surfboard und ein paar gute Freunde.

Nicht nur wegen dem Titel „Yellow“ fühlte ich mich an die gleichnamige Single von Coldplay erinnert. Auch die gesamte Stimmung des Songs finde ich sehr ähnlich. Kein Reggae, kein Ska, „nur“ Pop. Aber gut, ist ja Programm. Mit „Apple“ kommt dann wieder der Reggae zum Pop. Für mich dennoch die schwächste Nummer des Mini-Albums, da etwas beliebig. Auch beim letzten Stück „Money Talks“ verlassen sich die Pedestrians ein wenig zu sehr auf die (zugegeben wirklich) starke Stimme von Mike sowie die fette Produktion und kommen leider auch kaum zwingender rüber.

Insgesamt ein unerwartet spannendes und solides (Mini-)Album, das Lust auf mehr macht. Gerne in der Zukunft vielleicht auch mit etwas klarerer Kante, was die stilistische Marschrichtung angeht und von mir aus auch mal eine Schippe Dreck – äh Dub – draufpacken.