Interview: Tony Rebel „Ich war überwältigt von ihrer Stimme“

Am vergangenen Weekend stand Live-Reggae im Zweierpack auf dem Programm. Die Rote Fabrik erhielt Besuch von Tony Rebel und seiner Lehrtochter Queen Ifrica.

Der Abend startete um 22.45 mit der Fyah Mumma, die barfuss auf die Bühne trat und schon nach wenigen Augenblicken die ersten Forwards erhielt. Das kleine Energiebündel spielte alle ihre Hits. Merkwürdig war nur, dass sie ihren aktuellsten Boom-Tune „Pot Still Haffi Bubble“ nicht performte. Auch die Spielzeit von 50 Minuten war etwas kurz ausgefallen.

Halb so wild – denn danach war ja Tony Rebel an der Reihe. Der Reggae-Veteran genoss seine Performance in vollen Zügen und fragte auch mal in die MengeWelchen Song soll ich noch spielen?“. Am Ende der Show nahm sich Mr. Rebel sehr ausführlich Zeit, die einzelnen Bandmitglieder vorzustellen inklusive einem kurzen Einblick in deren Biografie. So erfuhr das Publikum, dass die eine der drei Backgroundsängerinnen den gleichen Namen trägt wie der ehemalige Prime Minister von England, Tony Blair, die Zweite studiert derzeit an der University Of West Indies und die Dritte raucht Gras. Die Vorstellungsrunde war zwar eine charmante Geste, doch mit einer Länge von über 20 Minuten etwas zu ausschweifend.

 

Nach der Show schlüpfte ich durch den Backstage-Eingang und traf den gut gelaunten Tony Rebel zum kurzen Schwatz.

[Reggaenews] Ich habe heute schnell im Archiv der Roten Fabrik nachgeschaut, da steht dein Name einige Male drin.
[Tony Rebel] Stimmt. Ich kann mich an diese Location hier gut erinnern. Das letzte Mal waren wir im Januar vor einem Jahr hier. Ich hoffe wir kommen wieder. Ich fühle mich wohl in dieser Location.

Du bist zusammen mit Queen Ifrica aufgetreten, mit der du seit Mitte der 90iger zusammenarbeitest. Kannst du uns über das erste Zusammentreffen erzählen? Was hatte sie, dass du sie in dein Flames-Production-Camp aufnehmen wolltest?
Wir haben uns nicht gefunden, es war wie eine göttliche Vorsehung. It’s mystic. Es fühlte sich an, als würden wir uns schon lange kennen. Das war am 26. Dezember 1998 während einer Stageshow in Montego Bay. Ich hörte ihre Stimme, schloss meine Augen und war total überwältigt von ihrer Energie. Wir hatten keine Sicht auf die Bühne, ich hörte nur ihre Stimme.
Ein Bekannter kam zu mir und sagte, ich müsse umbedingt jemanden die Hand schütteln. Aber ich antwortete: „Ich will nur eine Person treffen, nämlich die genau jetzt auf der Bühne steht.“
It was mystic and very divine.

Zuerst hast du also nur ihre Stimme gehört, bevor du ihr Gesicht gesehen hast?
Richtig. Ich war erstaunt über ihr Talent und sagte einem Kollegen
„That girl is good“. And the rest is history, wie man so schön sagt.

Du bist nicht nur Sänger und Produzent, sondern stellst jedes Jahr auch das „Rebel Salute“ Festival auf die Bühne. Was ist das Konzept des Festivals?
Anlass für das „Rebel Salute“ ist meinen eigenen Geburtstag zu feiern. Mein Earthday ist der 15. Januar, dem selben Tag wie Martin Luther King. Seit 1994 findet das „Rebel Salute“ statt. Das Spezielle ist wir verkaufen keine alkoholische Getränke und kein Fleisch, mit Ausnahme von Fisch. Wir laden nur Künstler ein mit positiven Vibes. People who inspire inna uplifting way.

Denkst du es ist eine wichtige Show für Jamaika?
Jaman, sehr wichtig. Die Show hält den Reggae in Jamaika am leben. W
e support the healthy aspect of the music...das ist sehr wichtig.

Bevor ich gehe..What’s next for Tony Rebel?
Wir spielen im August diese Europatour. Morgen sind wir in Garance…sagt man das so? Dieses Festival in Frankreich, dann spielen wir noch in London und Paris und am Uppsala Reggae Festival in Schweden. Danach geht’s zurück nach Jamaika und dort werden wir ihr Album für VP fertigstellen (zeigt auf Queen Ifrica, die sich gerade mit drei Fans fotografieren lässt). Ausserdem steht mein „Love Soldier“ Album an und wir dann startet die Vorbereitungsphase fürs „Rebel Salute“, das am 14. Januar 2012 stattfinden wird.



Zum Schluss krame ich noch eine Promo-CD hervor, die ich im Auftrag von Elijah an Tony Rebel aushändige. Der Zürcher Reggaesänger, der momentan im Patwa-Style durchstartet, träumt nämlich von einem Auftritt am Rebel Salute in Jamaika. Ich ratter seine Kurzbiografie runter, Tony Rebel schaut sich die CD an und meint „I know Elijah“. Er habe ihn schon an Festivals in Europa kennengelernt und sei ihm auch schon in Jamaika begegnet. Mit ein bisschen Daumen drücken, steht im nächsten Jahr also ein CH-Acts auf dem Rebel Salute Flyer. Wir werden sehen.

Anmerkung: Das Rebel Salute hat zwar den Ruf als Ital/Rasta-Festival, kommt aber nicht aus ohne finanzkräftige Babylon-Sponsoren. Seit 3 Jahren ist dies u.a. Pepsi (!) und die Tony Rebel Geburtstag-Feier trägt seitdem eigentlich den Namen „Pepsi Rebel Salute“.

Nächste Daten in der Roten Fabrik:  6.08: Stephen Marley / 20.08 Mr. Vegas

Reggae
Justice Rivah Muzik