Interview: Uwe Kaa meldet sich zurück mit „Danebenbenehmen“

Reggae
Raging Fyah

Lasst die Korken knallen: 15 Jahre schon zieht Uwe Kaa durchs deutsche Lande, zunächst als Rapper bei „Reim In Da Tube“, später dann als Soundman beim Münchner „Roots Rockers Soundsystem“ Aus Soundsystem wurde Live-Band, bis 2006 Uwe Kaa seine Unabhängigkeit beschloss und diese zwei Jahre später mit seinem Solo-Album „Endlich Single“ besiegelte. 
Nach einer längeren Phase ohne neue Singles, meldet sich Uwe Kaa endlich zurück mit neuem Material. Per Mail wurde dem stets gutgelaunten Uwe auf den Zahn gefühlt.

httpv://www.youtube.com/watch?v=AVVan3Oa7XM

Zweieinhalb Jahre ist’s her seitdem dein Solo-Debüt „Endlich Single“ erschien, jetzt am 15. April kommt der zweite Streich. Wie lang hast du an „Danebenbenehmen“ getüftelt und wieviel deiner Zeit nahm das Projekt in den letzten Wochen in Anspruch?

Die Arbeiten an „Danebenbenehmen“ haben vom ersten Song, bis hin zu den fertigen Master-Files 12 Monate gedauert. Die Zeit dazwischen hab ich viel mit Live-spielen verbracht. Natürlich ist direkt vor dem Release der Trubel groß und seit Anfang des Jahres dreht sich eigentlich alles nur noch um die Veröffentlichung und deren Vorbereitung: Videos, Promotion, Interviews, usw.

Du kümmerst dich also nicht nur um die Musik, sondern auch um die geschäftlichen Aspekte. Denkt denn der Manager, Booker & Promoter Uwe Kaa, anders als der Musiker Uwe Kaa? Gibt’s es da Interessenskonflikte und warum hast du dich dafür entschieden soviel selbst in die Hand zu nehmen?
Ich glaube, dass es heutzutage wichtig ist, als Künstler viele Fäden selbst zu ziehen, zumal einem dafür auch die Möglichkeiten geboten werden. Natürlich muss einem das auch liegen.
Obwohl ich viel selber mache, bin ich aber absolut nicht auf mich allein gestellt. Mein Label Irievibrations in Wien oder auch mein Verlag in München helfen mir sehr. Oder besser gesagt: ich helfe ihnen, wenn es darum geht, mich oder Sachen von mir zu promoten. Interessenskonflikte hab ich keine. Wir suchen alle nach dem richtigen Weg. Letztlich muss das Gefühl stimmen und das tut es meistens.

‚Unter’m Strich‘ ist die erste Auskopplung vom neuen Album. Wieso hast du ein eher Reggae-untypisches Stück ausgewählt als erste Single und wie sind die Reaktionen?
Die Reaktionen zu „Unter´m Strich“ sind gut. Die meisten haben einen solchen Song als Single wohl nicht erwartet. Genau das stellt den Bezug zum „Danebenbenehmen“ her: Einerseits ein – wenn auch klischeebefreites – Reggae-Album machen und andererseits eine solche Nummer als Single bringen. Natürlich polarisiert der Song auf musikalischer Ebene, eben weil´s kein
Reggae ist. Textlich trifft er aber so ziemlich jeden, egal welche Art von Sound man präferiert. Selbstverständlich hoffen wir, damit auch Leute außerhalb der klassischen Reggae-Szene zu erreichen. Letzten Endes kam die Entscheidung, das Lied als Single zu bringen, dann aber doch relativ spontan.

Verfolgst du das Geschehen in Foren, Facebook oder Youtube und liest du Reviews über deine CDs?
Klar verfolge ich das, zumal das Feedback ehrlich und konstruktiv ist, was ich sehr schätze. Ist sehr praktisch, wenn jemand z. B. mir nach einer Show noch was sagen wollte, das persönliche Treffen aber irgendwie nicht hingehauen hat. Die Leute können alles los werden und sich – zumindest in meinem Fall – sicher sein, dass ich das auch lese und kommentiere. Ich finde die Wechselwirkung aus Aktion und Reaktion äußerst wichtig, denn niemand kann erwarten, nur „zu bekommen“, wenn er selbst nichts gibt.

So jetzt Karten auf den Tisch & Hand aufs Herz. Wieviel Stunden verbringt Uwe Kaa denn so auf Facebook? Du bist dort ja sehr aktiv und sehr fix beim Antworte-geben.
Naja, der Großteil meiner Arbeit und Kommunikation läuft über den Rechner, daher sitze ich fast den ganzen Tag vorm Bildschirm und kann auch so schnell im Antworten sein.
In Stunden kann ich die Facebook-Besuche nicht angeben, aber es geht auf jeden Fall einiges an Zeit dabei drauf.

Wie schon „Endlich Single“ ist dein neues Album eine Zusammenarbeit mit den Jungs von Irievibration Records aus Wien. Kannst du uns einen Einblick geben, wie gings so zu und her bei den Aufnahmesessions?
Sehr intensiv. Ich bin in der Zeit so alle vier bis sechs Wochen von München aus für ein paar Tage nach Wien gefahren.
Die Irievibrations-Posse und ich sind nun schon seit ein paar Jahren richtig gute Freunde und ich finde, man kann bei den Aufnahmen auch hören, dass der Vibe da einfach stimmt. Im Prinzip haben wir vor und nach jedem Aufnahmetag eine Party gefeiert und uns zum Teil auch richtig danebenbenommen. Der Name ist also schon rein von der Entstehung her Programm. Obwohl es bei den Recording-Sessions selbst schon sehr diszipliniert zuging.

Bist du mit fertigen Songideen nach Wien gereist oder ist vieles auch spotan bei den Jamsessions entstanden & Laut meiner Recherche auf sbb.ch dauert eine Zugfahrt von München nach Wien je nach Verbindung 4h 17min bis zu 5h 02min. Was treibt Herr Kaa so im Zug?
Ich bin schon mit bereits fertigen Songs, die ich auf Riddims geschrieben habe, zum Recording gefahren. So hatten wir auch die Termine gelegt: immer, wenn eine Handvoll Tunes zum Aufnehmen bereit war, saß ich wieder im Zug. Die Zugfahrt selbst kann schon langwierig werden… aber ich lese viel oder hör Musik. Schreiben kann ich leider nicht im Zug, da brauch ich einen ruhigeren Ort.

Durch „Danebenbenehmen“ zieht sich ein starker roter Faden. Alle Stücke harmonieren miteinander, nichts tanzt aus der Reihe. Absicht oder Zufall? Gab’s ein konkretes Alben-Konzept?
Das eigentliche Konzept war zunächst mal einfach: ein fettes Album zu machen. Ich habe Songs geschrieben, ohne mir dabei eine Richtung vorzugeben. Zwar kann man alle Texte irgendwie mit dem „Danebenbenehmen“ als Solches in Verbindung bringen, obwohl es nicht der Anspruch war, tatsächlich ein Konzept-Album zu schreiben. Der Album-Titel stand für mich schon vor dem ersten Song fest, was mich beim Schreiben vielleicht doch etwas beeinflusst haben könnte. Musikalisch ist es eine sehr abwechslungsreiche Platte geworden, die aber in sich sehr rund ist. Der rote Faden dabei bin ich selbst.

Wieso verzichtest du auf „Danebenbenehmn – Fit und in Form mal ausgenommen – auf Dancehall?
Hmm. Die Frage könnte auch lauten, wie es geht, ein Reggae-Album ohne einen einzigen One-Drop-Rhytmus zu machen. Das ist auf „Danebenbenehmen“ nämlich auch der Fall. Die Antwort auf beide Fragen ist easy: es hat sich nicht ergeben. An entsprechenden Riddims hat es jedenfalls nicht gemangelt.


 


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