Die 10köpfige Band «Basement Roots» spielt sich langsam aber sicher in die Herzen der Reggae Community. Wohl kaum eine Truppe scheint so viel unterwegs zu sein wie die jungen Luzerner. Der Name ihres Debut-Albums «Experience» ist Programm – sowohl für die Massive wie auch die Musiker selber. Wir haben uns mit Sänger Joel unterhalten.
Reggae in der Schweiz ist nach wie vor ein Nischenprodukt. Zwar können Bands wie die Basement Roots dank englischsprachiger Texte einfacher den «Röschtigraben» überspringen als die Mundartreggaeartists. Die grosse Aufmerksamkeit bleibt jedoch aus. Vielleicht oder gerade weil der von der jungen Band präferierte Stil – Roots Reggae – alles andere als «Hype»-Musik ist. Zwar wuchtig aber doch eher langsam, ruhig, leicht meditativ, vielleicht auch als Gegenpol zu unserer schnelllebigen Zeit zu verstehen. Die Instrumentierung wird stark gewichtet, die Texte handeln von universeller Liebe und Einigkeit. Diese Vibes funktionieren überall auf der Welt und sind unabhängig von (Genre-)grenzen.
Viele Schweizer Reggae-Künstler holen sich Erfahrung, Inspiration und wohl auch ein bisschen Credibility in der Karibik und auch in Afrika. Was war Euer Grund für die Reise in den Senegal? Wie kam es dazu?
Als junge independent Reggaeband ohne Label oder Bookingagentur im Rücken musst du dir vieles von 0 auf erarbeiten. Manchmal brauchts dabei etwas Glück. So war’s auch mit der Tour im Senegal. Unsere Show am letztjährigen Afropfingsten hat den richtigen Leuten gut genug gefallen, um uns nach den 40 Minuten auf der Bühne und ohne grosse Umschweife an ein Charity-Festival in Saint-Louis im Senegal einzuladen. Was anfänglich völlig surreal wirkte, nahm nach und nach Konturen an. Und tatsächlich standen wir an Ostern mitten in Saint-Louis auf einer Stage, die wir wohl nicht so schnell wieder vergessen werden!
Schlussendlich war’s daher kein bewusster Move – wir hätten ebenso gut irgendwo in Sibirien oder in Japan landen können.
Eine junge Schweizer Band, welche in Afrika erdigen Roots-Reggae spielt. Wie haben die Menschen im Senegal darauf reagiert?
Wir wurden extrem offen, gastfreundlich und wohlwollend empfangen. Die ganze Zeit über durften wir tolle Menschen kennenlernen und Vibes tanken, bis kaum mehr Platz war für mehr. Saint-Louis ist sich Touristen gewöhnt – das haben wir auf positive Art und Weise zu spüren bekommen. Die Experience, die wir gemacht haben, war auf jeden Fall vom ersten Tag bis zur Abreise wunderschön, inspirierend und bereichernd. Nicht nur, aber zu einem grossen Teil auch dank den schönen Begegnungen vor Ort!
Was ist die beste Anekdote dieser Tour im Senegal?
Die paar Tage, die wir dort zu zehnt als Band verbringen durften, waren vollgepackt mit unvergesslichen Momenten. Witzig, absurd, kitschig schön, teilweise aber auch etwas verwirrlich. Alles vereint war wohl im Soundcheck des zweiten Konzerts im idyllischen Innenhof unserer Lieblingsbar in Saint-Louis. Insgesamt und auch dank Unterbrüchen, Essenspause etc. waren wir gefühlt 5 Stunden am Soundchecken. Als dann die Show beginnen sollte, war der Mischer plötzlich nicht mehr da. Stattdessen sein Kumpel, der von Tontechnik etwa so viel verstand, wie wir am Ende der Tour, wenn die Locals das dort verbreitete Wolof sprachen. Irgendwann fand er dann den richtigen Button, verstellte alle vorher abgemischten Regler auf 100 und blies der Massive ordentlich Sound um die Ohren.
Im kürzlich als Videoclip mit Bildern aus dem Senegal erschienen Song «One Culture» singt ihr “my people shine, shine for your culture” – wen sprecht ihr damit an?
Der Song richtet sich an die Gesellschaft, die Passion, Leidenschaft und Talente immer wieder hemmt anstatt sie zu fördern. Die Musik ist das perfekte Beispiel dafür: Wir betreiben grossen Aufwand, opfern auch das eine oder andere – haben aber dafür unglaublich viel Spass und eine schöne Zeit. Davon kaufen können wir uns damit nichts. Trotzdem fühlt es sich verdammt richtig an.
Wie läuft das bei einer so grossen Truppe eigentlich mit den Inhalten, damit sich alle damit identifizieren können? Haben alle ein Mitspracherecht?
Bei uns gibt’s drei Bandmembers, die Songs und Texte schreiben. Wie man das so macht, verarbeiten wir Gefühle, Emotionen und Erlebnisse aus einer oft ziemlich individuellen Perspektive. Schlussendlich darf sich jeder wehren, wenn Lyrics als unpassend empfunden werden. Oft sind die Songs aber so geschrieben, dass alle ihre eigenen Bedeutungen reininterpretieren können. Trotzdem, teilweise kommt Kritik, gibt’s Diskussionen – bei Themen wie bedingungslosem Pazifismus beispielsweise. Glücklicherweise fanden wir was Inhalte angeht noch immer einen Konsens.
Auf Reisen bzw. Tour seid ihr sehr oft und spielt Konzerte in der ganzen Schweiz. Warum sollte man Euch unbedingt live sehen?
Seit es uns gibt, haben wir überdurchschnittlich viele Shows gespielt. Der Sommer wird mit rund 20 Gigs ebenfalls gut gefüllt sein. Dank jahrelanger konstanter Bandbesetzung sind die Vibes auf der Bühne so gut, dass sie spätestens dann überschwappen, wenn im Publikum das Phänomen «Offbeat» angekommen ist. Von 5jährigen bis zu Grossmamis kriegen wir sie früher oder später alle zumindest zum Mitwippen. Die Basement Roots Experience versorgt die Massive mit Smiles, tanzbaren Grooves und einer guten Portion Humor!
Die Basement Roots-«Experience» wird mit jeder Tour, jedem Tune reicher. Wohin geht die Reise weiter?
Letzten Herbst haben wir unser Album «Experience» rausgebracht. Frankreich, Senegal, alle Landesteile der Schweiz und bis Ende Sommer insgesamt fast 50 Liveshows machten und versprechen verdammt viel Spass, noch mehr schöne Begegnungen und auch viel gelebte Liebe innerhalb der Band. Es ist aber auch ein gutes Stück Arbeit. Wir werden den Herbst etwas ruhiger angehen und uns vor allem auf neues Material konzentrieren. Ich fürchte aber, dass wir’s nicht lassen können und gegen Ende Jahr noch paar Shows spielen werden. Proberaum nice, Bühne = VIBES!
Hier die Review des Albums „Experience“ von den Basement Roots. Du findest es auf Spotify und CO oder an ihren Konzerten als CD oder Vinyl. Vielleicht schaffst du’s ja an eine der Shows!
Tourdaten
- 8.6. Monde de Couleurs Porrentruy
- 15.6. Dorffest Steinhausen
- 21.6. Pooljam Arlesheim (acoustic)
- 22.6. Secret Place Bern
- 29.6. Neustadtstrassenfest Luzern
- 6.7. Down By The River Schaffhausen
- 18.7. Treibhaus Sommerbeiz Luzern (acoustic)
- 20.7. Arbeat Biel
- 28.7. Seebad unplugged Zürich (acoustic)
- 31.7. Bitzi Boom Siebnen
- 1.8. Äms Fäscht Zürich
- 2.8. Out In The Green Garden Frauenfeld
- 10.8. Caribbean Street Food Festival Nottwil
- 16.8. Schützenmatte Bern
- 17.8. Rainforest Vibes Emmenbrücke
- 30.8. Musiktage Solothurn
- 31.8. Lieder & Kulturfest Härkingen