Das Universum von Collie Herb: Collieversum!

Mit seinem dritten Album «Collieversum» nimmt uns der noch-Oltner MC mit auf eine Reise durch seine musikalische Karriere. Auf der Platte bietet er uns nicht nur den klassischen Roots-Reggae. Ganz im Gegenteil: In einer guten halben Stunde werden Genregrenzen gesprengt und Welten vernetzt.
Aber jetzt von Anfang an.

 

Reggaenews.ch verlost 3 Collieversum CDs! Mehr dazu auf unserer Facebook-Seite!

Das Album „Collieversum“ gibt es HIER als CD, Vinyl & Digital.

DancehallReggae
Collie HerbCollieversum

Mit «Los» beginnt die Reise durch das Universum das Collie Herb im letzten Jahrzehnt aufgebaut hat. Scratches fahren den Track auf welcher vom dicken Bass und treibender Perkussion getragen wird. Die Vergangenheit bleibt präsent: «Dreads hani gschnitte doch bi immer no dr glych». Bereits hier erfährt man, dass dies kein normales Reggae-Album ist, das gespielt wird.

«Raggamuffin Flow» treibt einen weiter in den Collie-Space. Fette Bässe begleiten uns ein weiteres Mal, die Herkunft Collie’s bleibt ein weiteres Mal Thema. Ergänzt wird das ganze vom überfetten Sample aus dem Vicious Track «Nika». Mad Vibe – Big Tune!

Auf dem dritten Track des Albums begrüssen wir den ersten Gast. Die Soul-Sängerin Angelica Muritu begleitet Collie auf «Ready». Der Track ist mit einem leichten Dancehall-Instrumental unterlegt und ein Saxophon unterstreicht die Thematik: Sexual Energy. Der Track bewegt sich aber auf einer Gratwanderung ins kitschige abzurutschen. Wer das mag, auf den wartet ein Track zum Wohlfühlen.

 

Wie bereits erwähnt holt Collie Herb sich viel Freunde in sein Universum. Auf «Forever» triffst du den Jamaikanischen All-Star Skarra Mucci und den Basler MC Pyro. Wobei Skarra die Hook bringt und Pyro den zweiten Part droppt. Ein Track den du dir geben kannst wenn du mal im Loch bist, wenn du dich an bessere Zeiten erinnern willst oder einen Aufsteller brauchst. Collies Part nimmt, unbewusst, Bezug auf die Luzerner-Rap Crew Geiler As Du und Ihren Track Mittelpunkt: «Wär hed gseid ech sell mi so wechtig näh, was för me stemmt esch de rechtig wäg…». Solider Track!

Mit dem fünften Song gehen wir zurück in Karibische Gefilde. Auf «Nice Try» bringt der Oltner die Sängerin Lea Nussbaumer auf einen sanften Lover’s Rock Track. Nussbaumer erlebt man auch an den Konzerten als Backing Vocalist.

«Moves» ist eine moderne Dancehall-Bombe. Collie schwimmt jedoch nicht bedingungslos mit neuen Strömungen mit, witzelt einereits über den übermässigen Gebrauch von Autotune «Doch i triff dr Ton au den wenn Autotune usfaut.» und auf der anderen Seite über das ewig-gestrige „früher war alles besser“ mit der Zeile: «…,aber disktutier nid mir mir über Autotune und Trap..» Wobei der Oltner recht behält, ist, dass Collie sich dem Veteranen-Status im Schweizer-Reggae gefährlich nahe befindet.

Wir nähern uns dem Ende der Platte und mindestens dem Ende aller Narzisten. «187 uf mis Ego» bietet die Kritik für alle Menschen die sich selbst künstlich aufpushen. Sozialkritik im Dancehall Style. La Nefera bringt den Latin-Vibe dazu und schiesst nicht weniger in Ihrem Vers.

Der achte Track «Es Lauft» schwebt wieder in moderneren Sphären. Der Oltner MC arbeitet die Menschheitsgeschichte im Kapitalistischen-Kontext auf. Die ironische Seite Collie’s sticht wieder hervor. Die verschiedenen Leiden der Erde werden aufgezählt, trotzdem ist die Devise dass «es» weiter «lauft». Am Schluss kommt auch noch Bob Marley ins Spiel. Kritisieren muss man hier jedoch den erst noch belächelten Gebrauch von Autotune.

«Vitamin D» war eine der Vorabsingles mit gutem Timing. Der 29. Mai war der Release Tag, also mitten in der Coronakrise. Und wie froh waren wir damals über die positive Energie in einer schwierigen Zeit. Ein schöner Reggae-Track.

Track Nummer zehn und das Ende der Platte. «Optione» lässt uns alle Möglichkeiten offen. Selbstbestimmung, Freiheit und viel Liebe für Menschen im Umfeld sind die Essenz vom Tune. Laut Collie ist das auch der Schlüssel zum Glück: «I wett nume wunschlos glücklech si – i glaub me cha nur wunschlos glücklech si».

Wir halten uns die Möglichkeit offen mehr Musik von Collie Herb zu erwarten. Die Platte «Collieversum» überzeugt schlussendlich. Es ist eine gesunde Mischung aus Hip-Hop, Reggae und Dancehall zu geniessen. Die Künstler*innen im Boot sind gut gewählt und sind in Ihren Parts gut eingesetzt. Ein dezenter Gebrauch von eingängigen Samples runden die Platte gekonnt ab. Besser als erwartet.

Favourite Track des Autors: Raggamuffin Flow.