Wenn Dodo Musik rausbringt erwartet man schon seit einigen Jahren kein klassisches Reggaealbum mehr. Keine House Of Riddim oder Irievibration Riddims, kein Featuring-Marathon mit den üblichen Verdächtigen der Reggaeszene und auch keine Legalize-It-Songs. Wer sich all dieser Dinge beim Hören des neusten Dodo-Albums „Pfingstweid“ bewusst ist, dem ist ein höchst interessantes Hörerlebnis garantiert.
Auf elf Songs schliesst Dodo beim Vorgänger „Anti Brumm“ an, ohne dass es sich bei der neuen LP um eine Kopie des Sounds von damals handeln würde. Die Riddims tönen nach Dodo-Production, beinhalten zwar fast immer Offbeats, dafür aber auch ziemlich fette Bassdrums alla Alpha Blondy in den 80ies und Tausend kleine Details, die man oft erst beim zweiten Detail hört. Man könnte den Sound als überproduziert bezeichnen. Oder halt einfach als Dodo-Production.
Inhaltlich singt Dodo über die Liebe, das Hardbruggquartier oder das Leben als Sänger. Begleitet wird er dabei von fast zehn Künstlern: In seinem Studio traf er sich mit Lo & Leduc, De Luca, Nemo, Steffe La Cheffe, Dabu Fantastic, Marc Sway sowie den bisher vor allem als Backgroundsängerinnen bekannten Rita Roof und Carla Puccini. Die Featurings bereichern den Sound definitiv. Besonders gut gefällt Nemo im Song „Singer“. Als Vertreter der Reggaeszene singt De Luca in „Nume D’Liebi“ auf dem wohl authentischsten Reggaetune des Albums.
Die Offbeat-Dichte wurde in dieser Review schon kurz angesprochen. Tatsächlich kann man „Pfingstweid“ als nichts anderes als ein Reggaealbum bezeichnen. Ein Reggaealbum mit eigenem Style und einer guten Portion Pop. Aber definitiv als Reggaealbum. Erstaunlich ist, dass es auf den ganzen elf Songs nur eine Dancehall-Nummer dabei hat: „Betondschungel“. Hingegen darf man „Brütigam“, die Kombination mit Dabu Fantastic, gerne im Pseudo-Genre Tropical House (siehe auch www.reggaenews.ch/der-sommer-wird-tropical-house) unterbringen. Ein bisschen Sommerhit muss halt sein.
Review by Joel Dittli