Wenn eine kreative, experimentelle Band auf Reggae trifft, wird’s manchmal musikalisch ein bisschen eng. Darum blieb den Musikern von Dubment nichts anderes übrig, als den Reggae teilweise bis zur Unkenntlichkeit zu transformieren. Wie gut das klingt, hört man auf der Debut-EP.
Dubment steht dafür, die klassischen Reggaeprinzipien über Bord zu werfen und mit instrumentalem Dub neue Sphären zu erschliessen. Mit spannenden Arrangements, massenhaft Effekten, gekonnt gezogenen Spannungsbögen, überraschenden Drops und abgerissenen statt nur hochgeklappten Genrescheuklappen galoppieren die Luzerner scheinbar hürdenlos durch die ganze Schweiz und machen auch an der Grenze zum benachbarten Ausland nicht halt.
Dubment blickt auf eine junge aber intensive Bandgeschichte zurück. Dass innerhalb von nur gerade zwei Jahren so viel aufgebaut werden konnte, lässt sich darauf zurückführen, dass die drei talentierten Musiker bereits im Vorstudium an der Jazzhochschule Luzern gemeinsam gejammt haben. Das Fundament für ein blindes musikalisches Verständnis war gelegt. Zum Dub fand man bei der spontanen Kreation einer Dubversion von Freddie Hubbards «Little Sunflower».
Ein erstes Mal wurde den dreien klar, dass die gemeinsame Passion für karibische Musik in Kombination mit der Freiheit des Jazz’ der ideale Nährboden für wild und in alle Richtungen wuchernden Dub war. Und während sich die dubbigen Wurzeln durch stundenlanges Jammen, Songwriting und Tours in der Schweiz und Deutschland immer tiefer in den Boden graben, entsteht an der Oberfläche ein Garten mit farbigster Blütenpracht, Dornen und Gestrüpp, mit Bäumen und Gräsern aus aller Welt. Das Chaos ist von betörender Schönheit. Doch nur Dubment versteht es diesen Garten zu pflegen. Dem Zufall wird nichts überlassen – und trotzdem lohnt sich ein Rundgang auch für Gäste mit einem Faible für Unkonventionelles.
Die nach sich selbst benannte EP hat Dubment im Powerplay Studio in Zürich eingespielt. Der Bandeigene Tontechniker Joschka Weiss hat die Scheibe aufgenommen und produziert. Sie stellt eine Reise durch verschiedenste Klangwelten und Stimmungen dar und führt gleichzeitig durch die gesamte Bandhistorie. Offensichtlich aus einer vom Postrock inspirierten Phase und quasi aus derselben Feder stammen die Songs «Schön Ist’s» und «First Song». Monumental und gefühlt so weit wie der Ozean hört sich «Je Pomme» an. Etwas luftiger und nach Surfrock klingt «Wunderschön». Entstanden ist das Stück in der Teenagerzeit des Gitarristen Dominik Zäch. Topic: La vida loca… Lautmalerisch wird’s bei «Porro Porro». Der Song ist sowas wie ein nerdiges Tribute an einen Delay-Effekt (der Effekt heisst «Parra Parra» – so wie er klingt). Kreiert und aufgenommen wurde das Stück während eines einzigen, improvisierten Takes im Powerplay Studio. Genauso wie alle anderen Tunes auf der EP wurde er live im Studio eingespielt.
Dubment klingt auf der Bühne wie auf der EP. Doch die Kreativität des Trios stellt sicher, dass schon die nächsten paar Shows das Publikum in eine völlig andere Richtung mitreissen könnten. Sollte man auf dem Schirm behalten.