Interview: Dreadsquad – Die polnische “Riddim Machine”

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Reggae floriert nicht nur in Mitteleuropa, auch in den ehemaligen Ostblockstaaten steigt das Interesse an der jamaikanischen Musik. In Ländern wie Polen oder Kroatien wird jeden Sommer zu Reggae abgefeiert, wobei besonders das Interesse für Dub & Digital-Dancehall im Vordergrund steht. Selbstverständlich existieren dort haufenweise Bands & Sänger, die in den jeweiligen Landessprachen texten und genau darum kennen wir Mitteleuropäer kaum eine Reggae-Band aus dieser Region.

Ein Projekt, dass den Sprung von lokalen Markt aufs Weltparkett allerdings geschafft hat, ist das polnische Produktionsteam Dreadsquad. Ihre „Screw Dem“ (veröffentlicht über African Beat) und „Question“ (veröffentlicht über Germaican) mit Tunes von Ward 21, Jah Mason, Million Stylez oder Perfect dürften in so mancher Selector-Box gelandet sein. Bisher glaubten wir, dass Dreadsquad vorallem auch Dancehall-Produktionen setzt, die sich stilistisch an Early-Digital-Riddims orientiert, mit „The Riddim Machine“ zeigen die Polen aber ihre Vielseitigkeit.

 

 

„The Riddim Machine“ ist 16 Tracks stark, beginnt mit einem waschechten Ska-Tune mit Dr. Ring Ding, geht weiter zu RubaDub-Reggae und endet mit einem dubbigen Dubstepper. Ein sehr gelungenes Album, dass so manche Überraschung bereit hält. Grund genug dem Dreadsquad-Produzenten Marek Bogdanski via Email ein paar Interview zu zuschicken.

[Reggaenews.ch] Wer steht hinter dem Namen Dreadsquad und was sind die wichtigsten Meilensteine eures bisherigen musikalischen Schaffens?
[Marek ]Dreadsquad ist eigentlich eine 2-Mann-Crew: Ich, Selecta MMF und DJ Funksion, wobei ich alle Musik alleine produziere und zudem das Superfly Label und Studio betreibe. Angefangen haben wir vor rund 11 Jahren mit einigen Mixtape-Releases, dann zwei Vinyl-Complilation mit Mash-Ups („Play That Blend Vol. 1 & 2“, die mittlerweile als Free-Download erhältlich sind: http://www.mediafire.com/?1i1bclbylj7k3).

Zwei Mash-Ups wurden als Bootleg 7″ veröffentlicht und ich habe auch drei Produzenten-Alben veröffentlicht, zwei davon mit polnischen Artists & Lyrics und mein drittes Album „The Riddim Machine“ ist nun international.

Wie lang hast du an „The Riddim Machine“ gearbeitet und war es einfach all die Künstler aus UK, Jamaika oder Deutschland aufs Album zu holen?
Ich kann nicht genau sagen wie lang ich daran gearbeitet habe, denn die meisten Riddims waren schon auf dem polnischen „Stara Szkola“-Album mit Kacezet drauf. Ich brauchte zwei Jahre zum neue Künstler aufzunehmen, alles zu mixen und mastern und schlussendlich zu veröffentlichen. Ich habe allerdings bereits ein nächstes Album in den Startlöchern mit Dr. Ring Ding, das noch dieses Jahr erscheinen wird. Diesmal ging alles superschnell 😉

In manchen Fällen war es ganz einfach mit den Künstler in Kontakt zu treten, in anderen Fällen war es schwierig überhaupt eine Antwort zu kriegen. Aber ich blieb immer hartnäckig und habe immer wieder nachgehakt. Mittlerweile bin ich gut vernetzt und weiss wie man am besten mit den Künstler in Kontakt kommt. Mit dem Release meiner Riddims (Screw Dem, Questio, Sleng Teng International, MT-41) wurde es nochmals einfacher, da viele der Künstler bereits von meinen Produktionen gehört haben.

 

Die meisten Featuregäste waren mir bekannt, nur von Kasia Malenda habe ich vorher noch nie was gehört. Ihr Beitrag „Soulfly“ gefällt mir besonders gut. Wer steckt hinter dieser faszinierenden Stimme?
Sie wird sehr erfreut sein über dieses Feedback 😉
Ich hab mich in ihre Stimme verliebt, nachdem ich ihre EP gehört habe, die sie mit einer Crew namens „Smoke Tha CreckOFF“ gemacht hat. Ich entschied mich mit ihr ins Studio zu gehen und habe sie zu mir eingeladen. Sie hatte allerdings nur wenig Zeit, sie mussten nur fünf Stunden später auf den Zug. Aber sie ist so talentiert und erfahren, dass sie in nur vier Stunden ganze drei Songs aufgenommen hat inklusive 3-stimmigen Backing Vocals. Wir hatten sogar noch Zeit zum etwas essen, bevor sie dann zum Bahnhof musste…

Wie steht’s um die Reggae-Szene in Polen?
Wir haben viele Soundsystems, Sänger, Bands und ich denke unsere Szene ziemlich stark. Das Problem allerdings ist, dass wir wegen der Sprache es schwierig haben auch ausserhalb von Polen beachtet zu werden. Ich habe mich entschlossen die Grenzen zu überqueren, den ich drücke mich mit Musik aus und Musik ist eine universelle Sprache. Nachdem ich ein Dubplate vom UK-Artist Kenny Knots auf meinem MT-41 Riddim gehört habe, habe ich realisiert wie gut meine Produktionen funktionieren mit jamaikanischen und englischen Artists. Darum habe ich angefangen Tunes aufzunehmen mit Leuten aus der ganzen Welt, von Jamaika bis nach Japan.
„The Riddim Machine“ ist am 10. März 2012 über Superfly Studio erschienen. Erhältlich als CD und Digital Download.
www.soundcloud.com/dreadsquad

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