Seit stolzen vierzehn Jahren lassen Jefy alias Bricktop & Witschi von Rudeattack ihre 7″-Scheiben an Dances kreisen. Ihre Vinylsammlung, die von 50ties R’n’B, über Soul, Ska & Rocksteady bis zum Early Reggay der 70er Jahre reicht, wird in der Szene hochgeschätzt und ist schon von der Schweiz bis nach England oder Berlin zum Einsatz gekommen.
In den letzten Monaten haben sich Rudeattack in ihrer Werkstatt verschanzt und den Traum von einer eigenen PA-Anlage, dem eigenen Soundsystem, gleich selbsterfüllt. Wir haben Rudeattack im Luzerner Sedel begleitet und ihre Soundsystem-Einweihungszeremonie vom mühseligen Boxentragen bis zum Rotieren des Vinyl fotografisch festgehalten. Ausserdem sprachen wir mit Jefy & Witschi über den Entstehungsprozess & Herausforderung des Soundsystembauens.
Fotos & Interview: Demian Hartmann
[Reggaenews.ch] Anfangs Oktober hattet ihr euer Soundsystem zum ersten Mal an einem Dance im Einsatz. Was war es für ein Gefühl auf der eigenen Anlage zu spielen?
Jefy: Auf dem eigenen Sound zu spielen ist was grossartiges! Wir haben im Vorfeld etwas Blut geschwitzt, denn wir wussten nicht, wie das Teil im Club des Sedels tönen wird. Ich würde mal sagen, dass wir grundsätzlich ziemlich zufrieden sind mit dem Klang. Aber es gibt immer was zu verbessern! eine Optimierung haben wir ja bereits vorgenommen. Ursprünglich haben wir ein 3-weg-system gebaut. Wir merkten aber schnell, dass im oberen Bereich noch etwas her muss. Deshalb wurde der sound durch einen 4. Weg in Form von Hörnern ergänzt.
[Reggaenews.ch] Was hat euch dazu bewegt ein eigenes Soundsystem zu zimmern und wie lang ging’s von der Idee bis zur finalen Umsetzung?
Jefy: Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt ein Sound zu Bauen. Da wir aber alte, faule Säcke sind, haben wir’s lange nicht gepackt … 😉 Ein Kumpel von uns, Phil vom Sounds and Pressure Soundsystem aus England, war bestimmt eine grosse Inspiration. Aber auch Leute wie Tim vom Skankin‘ Society Soundsystem aus Genf. Phil Casey, ein anderer Kumpel von uns aus Aarau, hat dann plötzlich aus dem nichts ein Teil aus dem Boden gestampft. Denke, das war die Initialzündung. Wir haben uns dann vor einem Jahr im September praktisch wöchentlich getroffen. Jan mit seinen Kenntnissen im Hi-fi-Boxenbau und Witschi mit seinen CAD skills waren natürlich extrem hilfreich. Ein grosses Dankeschön geht auch an unseren Kumpel Thömu von der Schreinerei Zimmermann in Kriens. Ende Mai dieses Jahres stand dann das ursprüngliche 3-Weg-System.
[Reggaenews.ch] Inwiefern muss man sich mit Physik/ Theorie von Ton & Schall auseinandersetzen damit das Soundsystem dann auch den gewünschten Klang hat?
Witschi: Der Bau von einem Soundsystem ist eine Wissenschaft für sich. Die Volumen der Boxen müssen für die entsprechenden Lautsprecher ausgelegt sein. Hierzu gibt es Programme und das Knowledge dazu findet man im Internet. Da wir blutige Anfänger im Lautsprecherbau waren (und eigentlich immer noch sind), habe ich mich nächtelang in das Thema eingelesen. Wir hatten aber das grosse Glück, dass wir mit Jan jemanden kennen, der sich mit dem Bau von Lautsprechern auskennt. Jan baut schon seit einigen Jahren Hi-fi Boxen für den Heimgebrauch. Er war es auch, der uns die Boxen berechnet hat. Also hier nochmals ein fettes Dankeschön an jan.
[Reggaenews.ch] Was war die grösste Herausforderung?
Jefy: Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Und da wir zu viert waren, kannst du dir vorstellen, dass es gar nicht mal so einfach war, uns zu einigen, was nun wie verbaut wird …
Witschi: Meine grösste Herausforderung war es ein system zu konstruieren, welches sowohl die physikalischen Vorgaben als auch unsere optischen Ansprüchen erfüllen sollte. Unser Ziel war es nämlich eine Anlage zu bauen, die sich optisch von anderen Soundsystems unterscheidet und unsere eigene Handschrift trägt. Nach etlichen Rücksprachen mit unserem Schreiner, der uns beim Zusammenbau sehr stark unterstützt hat, habe ich dann die Zeichnungen erstellt und gehofft, dass sich kein Fehler eingeschlichen hat. Was zum glück nicht passiert ist … aber die Nerven lagen bis zum ersten Zusammenstellen ziemlich blank.
[Reggaenews.ch] Ihr organisiert zwei Mal pro Jahr einen Dance im Sedel, seit aber auch ab und zu im Ausland unterwegs. An welchen Anlässen werdet ihr euer Soundsystem mitnehmen & aufbauen?
Jefy: Das wird sich zeigen. Grundsätzlich werden wir den Ball eher flach halten, zumal Witschi und ich eine Familie haben. Da wir uns jedoch an unser neues Baby gewöhnen müssen, werden wir es in nächster Zeit des öfteren spielen. 🙂 Am samstag, 8. November sind wir zusammen mit Raph The Tough in der Kegelbahn am Start. News und Termine findet ihr auf unserem Blog (http://rudeattack.ch.vu) oder auf unserer Facebookseite (www.facebook.com/rude.attack.1)