Sonderausstellung zu Haile Selassie noch bis zum 19. Oktober im Schlossmuseum von Jegenstorf

Reggae

einkaiserzugast_150Im Reggae ist ‚Haile Selassie‘, der 1930 gekrönte Kaiser von Äthiopien, allgegenwärtig. Für die Rastas ist Selassie die zentrale Figur ihres Glaubens und wird als wiederauferstandener Messias verehrt, dessen Ankunft vom jamaikanischen Politiker & Panafrikanist Marcus Garvey prophezeit wurde.

Als Kaiser reformierte Haile Selassie Äthiopien und kämpfte gegen das faschistische Italien im 2. Weltkrieg. Selassie war ein international geachteter Staatsmann, der Beziehungen mit vielen Ländern pflegte und vor der UN-Kongress sprach. In den 70er Jahren stärkten sich Stimme in Äthiopien, die gegen seine Allmachtsstellung protestierten. Nach einem Putsch musste Selassie abdanken und starb wenig später unter ungeklärten Umständen.

Im November 1954 kam Haile Selassie für einen Staatsbesuch in die Schweiz und wurde während vieren Tagen auf Schloss Jegenstorf im Kanton Bern beherbergt. Das Schloss,das heute ein Museum ist, zeigt noch bis zum 19. Oktober eine Sonderausstellung zu Haile Selassie’s Besuch in Jegenstorf.

PRESSETEXT
Die Stiftung Schloss Jegenstorf erinnert mit einer Sonderausstellung an den Staatsbesuch Kaiser Haile Selassies (1892–1975) in der Schweiz vor 60 Jahren. Im November 1954 beherbergte die Schweizer Regierung den letzten äthiopischen Kaiser während vier Tagen im Schloss Jegenstorf. 

Kein Aufwand wurde gescheut, um den Aufenthalt des «Löwen von Juda» im Schloss Jegenstorf so angenehm wie möglich zu gestalten. So wurde die dicke Mauer des Bergfrieds im ersten Stock mit Presslufthämmern ausgehöhlt, um Raum für ein Badezimmer direkt neben dem improvisierten kaiserlichen Schlafgemach zu schaffen. Heute sind dieses originelle «Exponat» und die bunten Anekdoten rund um den aussergewöhnlichen Gast ein Highlight jeder Schlossführung.

Nicht nur im Bauerndorf erregte der hohe Besuch aus dem fernen Afrika grosses Aufsehen. Zahlreiche Bernerinnen und Berner erinnern sich noch lebhaft daran, wie sie als Kinder die Strassen säumten und zur Begrüssung enthusiastisch Fähnchen schwangen. Auf dem Weg zum Bundeshaus sollen sich über 100’000 schaulustige Menschen versammelt haben, die das Spektakel miterleben und den «König der Könige» – Haile Selassies Herrschaftstitel war Neguse Negest – mit eigenen Augen sehen wollten.

Heute löst der Gedanke an Haile Selassie Erinnerungen und Gefühle aus, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Von den einen als despotischer Autokrat scharf kritisiert, wird er von anderen als fortschrittlicher Reformer und Vorreiter der afrikanischen Einheit und Unabhängigkeit gewürdigt. Noch viel weiter gehen die Anhänger der weltweit verbreiteten Rastafari-Glaubensrichtung: Sie verehren Haile Selassie – sein Prinzenname war (Ras) Tafari Makonnen – als wiedergekehrten Messias, als Gott auf Erden.

 Der letzte Kaiser Afrikas, eine polarisierende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts, ist durch seinen Staatsbesuch 1954 in die Dorf- und Schlossgeschichte Jegenstorfs eingegangen. Diese Tatsache macht Haile Selassie für die – im selben Jahr gegründete – Stiftung Schloss Jegestorf zu einem erinnerungswürdigen Thema, das in der kommenden Sonderausstellung von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Neben Foto-, Film- und Tonmaterial sind auch Objekte zu sehen, darunter das Geschenk, das Haile Selassie dem damaligen Stadtpräsidenten überreicht hat: ein Speer und ein Schild. Das Badezimmer des Kaisers wird zugänglich gemacht und das Schlafzimmer wird rekonstruiert sein.

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Die Ausstellung läuft noch bis zum 19. Oktober auf Schloss Jegenstorf (im Kanton Bern). Jeweils Sonntags sind Gastredner eingeladen, die Haile Selassie, respektive seinen Besuch in Jegenstorf, aus verschiedenen Blinkwinkeln beleuchten. http://www.schloss-jegenstorf.ch

Sonntag, 28. September, 14 Uhr
Kaiser Haile Selassie I – ein mittelalterlicher Herrscher im 20. Jahrhundert
Vortrag: Ruedi Küng, Experte für Afrika und langjähriger Afrikakorrespondent

Sonntag, 5. Oktober 2014, 14 Uhr
Erwin Meyenberger, mein Vater und Chirurg am Hofe Kaiser Haile Selassies (Briefe 1929–1931) 
Vortrag: Zahai Bürgi, Tochter von Dr. med. Erwin Meyenberger

Sonntag, 12. Oktober 2014, 14 Uhr
Der Negus im Blitzlichtgewitter – die Staatsvisite von 1954 als Medienspektakel
Führung: Markus Schürpf, Leiter Büro für Fotografiegeschichte Bern