Da blubbert die Orgel wie bei den kalifornischen Freunden von The Aggrolites, die prominente Trompete klingt wie direkt aus der goldenen Rocksteady Ära entliehen und über allem thront die glockenklare und dynamische Stimme von Sängerin Raylin Joy. Ihr Name ist Programm, denn das komplette Album ist eine wahre Freude.
VÖ: 20. September 2024
12 Songs | 38 Minuten 56 Sekunden
Punk, Ska, Rocksteady, Reggae
Wenn schon aus dem Mutterland nichts mehr vergleichbares kommt, müssen halt ein paar Fans ran. Also taten sich The Calamatix aus Los Angeles, California mit dem ebenso offbeat-affinen Tim Armstrong zusammen um ihr selbstbetiteltes Debutalbum auf den Weg zu bringen. Letzterer schrieb bei einigen Songs mit, ko-produzierte und packte schliesslich die Aufnahmen auf sein Label Hellcat Records.
Ganz so punkig wie Tim „Timebomb“ Armstrong bei seinen Offbeat-Ausflügen mit seiner Punkband Rancid klingt, kommen The Calamatix allerdings nicht daher. Dafür mit feinstem, traditionellem Early Reggae, Rocksteady, Ska und etwas punky Reggae. Da blubbert die Orgel wie bei den kalifornischen Freunden von The Aggrolites, die prominente Trompete klingt wie direkt aus der goldenen Rocksteady Ära entliehen und über allem thront die glockenklare und dynamische Stimme von Sängerin Raylin Joy. Ihr Name ist Programm, denn das komplette Album ist eine wahre Freude.
Stimmliche Vergleiche mit Hollie Cook, der ebenfalls aus der Punk-Diaspora kommenden Sängerin und Tochter von ex-Sex Pistol Drummer Paul Cook, liegen nahe. Allerdings sind The Calamatix den jamaikanischen Vorbildern musikalisch näher als Cook. Mit einer Ausnahme: Beim Song „Boom Bap“ wird – trotz Beziehungskrisenthematik – genauso lustig dem Tropical Pop gefrönt.
Die stärksten Momente haben The Calamatix jedoch, wenn sie ganz im „Rootstyle“ (sic) die jamaikanischen Wurzeln beschwören. „Believe It Or Not“, „Book Of Love“ und „Phone Call“ sind Early Reggae/ Rocksteady Nummern, die auch in den 60ern auf der Insel hätten Hits werden können, wohingegen „Love, Lies & Alibis“ mit dreckig verzerrten Gitarren am ehesten nach punky Armstrong klingt, sich aber dennoch nahtlos in das Gesamtgefüge einpasst. „Still Rudy“ wiederum kommt auf einem schwitzigen Ska-Beat daher, „Enjoy This Life“ klingt nach funky Kingston und der uptempo Reggae von „Before It Stops“ wurde mit einer extra-Portion Soul garniert.
Und als ob man nach 11 leckeren, fein aufeinander abgestimmten Eigenkompositionen nicht schon rundum satt und zufrieden wäre, kredenzt die kalifornische Kalamitäten-Küche quasi als Dessert noch Van Morrisons Klassiker „Tupelo Honey“, in einer honigsüssen Reggae Cover-Version.
Da bleibt nur der King zu zitieren: „It’s a Punky Reggae Party, and it’s alright!“
Text: Torsten Sarfert